Plädoyer für den Bauch oder für die Intuition? Intuition wird oft als Bauchgefühl beschrieben oder als Entscheidung, die im Bauch getroffen wird? Wie aber kann das sein, wenn heute ein stattlicher Bauch nicht dem Schönheitsideal entspricht, wenn eher Bauchschmerzen entstehen statt Bauchentscheidungen getroffen werden?
Wenn wir eine Buddha-Figur betrachten, dann ist sie meist mit einem stattlichen, runden Bauch ausgestattet. Er symbolisiert nicht nur die Fülle an Qi der Lebensenergie, sondern auch die Intuition und das Selbstbewusstsein.
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Bauchlos im Westen?
Die Wertschätzung des Bauches ist in den verschiedenen Kulturen sehr unterschiedlich. Zugleich lässt sich beobachten, dass ein dicker Bauch nicht nur im Westen, immer weniger dem Schönheitsideal entspricht. Was einst Reichtum oder Weisheit bedeutet hat, muss verschwinden. Viele Menschen schämen sich für ihre kräftige Körpermitte.
Das sorgt für Anspannung und Unwohlsein, gerade dort, wo doch Gefühle beherbergt sind und Bauchentscheidungen entstehen. Damit beschäftigt sich auch die Wissenschaft immer mehr und kommt zu dem Schluss, dass der Darm durchaus als unser zweites Gehirn bezeichnet werden kann.
Vertrauen wir unserem Bauch nicht oder lehnen wir ihn geradezu ab, dann bleibt nur der Verstand im oberen Dachkästchen.
Nur Energie im Kopf?
Wenn wir uns ausgeglichen und gut fühlen, dann besitzen wir einen gut mit Qi ausgefüllten Bauchraum, sind zentriert und auch klar und fokussiert. Fehlt uns das und die Energie sammelt sich im Oberkörper, dann ist das wie ein fehlendes Fundament.
Die Energie ist zwar da, aber unausgeglichen. Es kommt zu Gereiztheit und Konzentrationsschwächen. Handlungen wie auch Entscheidungen werden oft anstrengend und führen zu einer schnellen Ermüdung.
Vielleicht steht das heutige Schönheitsideal symbolisch für die schnelllebige Welt, die auf Kopf, sprich Verstandesentscheidungen setzt, die Gefühle bei Entscheidungen besser aussen vor lassen will, weil sie beim Abwägen von Vor- und Nachteilen nicht zur Debatte stehen.
Die Zahl der Übergewichtigen und ernährungsbedingten Erkrankungen zeigen aber auch, dass es krank machen kann, wenn wir die Rolle unseres Bauches unterschätzen, sei es als physischer Kraftgeber mit seinem Verdauungssystem sowie als zweites Gehirn, aus dem intuitive und oft die besseren Entscheidungen entstehen.